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Wesentlichkeit nach IFRS – Ende der Unbestimmtheit?

Wesentlichkeit nach IFRS – Ende der Unbestimmtheit?

Sebastian Boochs

Sebastian Boochs
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Wesentlichkeit ist ein zentraler Bewertungsmaßstab für Informationen in einem primär an der Vermittlung entscheidungsnützlicher Informationen ausgerichteten Bilanzierungssystem. In den IFRS beinhalten IAS 1 und IAS 8 Vorschriften zur Wesentlichkeit, die allerdings in der Vergangenheit nicht einheitlich waren und so Ersteller im Zweifel dazu verleiteten, lieber eine Information zu viel in den Abschluss aufzunehmen als eine zu wenig. Diese Entwicklung, die so treffend als information overload bezeichnet wird, erreichte in der Folge eher das Gegenteil dessen, was der Standardsetzer bezweckte, und spiegelt sich in immer größeren Umfängen der Geschäftsberichte in den letzten Jahren wider. Im Rahmen seines Better-Communication-Projekts hatte sich das IASB in den letzten Jahren vorgenommen, dieser Entwicklung entgegenzutreten und den Begriff der Wesentlichkeit zu schärfen. In einem ersten Schritt wurden hierzu im Herbst 2017 Leitlinien in Form eines unverbindlichen Practice Statements geschaffen, die im Oktober 2018 von Änderungen an IAS 1 und IAS 8 flankiert wurden. Mit den ab dem 01.01.2020 in Kraft tretenden Änderungen soll ein konsistentes Wesentlichkeitskonzept in den IFRS etabliert werden, das im Ergebnis die Vermittlung entscheidungsnützlicher Informationen stärken soll. Ob dem IASB dieses Vorhaben gelungen ist und wie das neue Wesentlichkeitskonzept aussieht, erläutern Dr. Heike Bach und Dr. Stefan M. Schreiber in ihrem Beitrag ab S. 268. In diesem Zusammenhang wird auch das Prozessmodell zur Wesentlichkeitseinschätzung aus dem Praxisleitfaden vorgestellt.

Der Metatrend Digitalisierung erfasst zunehmend auch die Bereiche des Rechnungswesens, das als Verbindungsstelle zwischen nahezu allen Bereichen eines Unternehmens ein geradezu idealer Ausgangspunkt für die Nutzung der Chancen und Möglichkeiten der Digitalisierung ist. Zunehmend bessere Analyse- und Nutzungsmöglichkeiten großer Datenmengen sind ein wesentliches Kennzeichen der Digitalisierung. Für das Management in Unternehmen besonders interessant erscheint die Möglichkeit, mittels Self-Service-Reporting einen individuellen und zeitlich flexiblen Zugriff auf unternehmensinterne und -externe Daten zu erhalten. In ihrem Beitrag stellen Dr. Ilka Weich und Ellen Löchte die Ergebnisse einer Interviewstudie mit Unternehmensexperten zum Self-Service-Reporting als Trend zur Standardisierung vor.

Die Nutzung sozialer Netzwerke ist im privaten Umfeld mittlerweile kaum noch wegzudenken. Wer nutzt heutzutage nicht Plattformen wie Facebook, LinkedIn oder Twitter, um Erlebnisse zu teilen, neue berufliche Herausforderungen zu suchen oder sein soziales Umfeld über aktuelle Entwicklungen zu informieren? Was im privaten Umfeld selbstverständlich erscheint, ist für Unternehmen jedoch (noch) nicht die Regel. Während die Marketingabteilungen den Nutzen sozialer Netzwerke längst erkannt haben, ist die Nutzung solcher Plattformen im Rahmen der Kapitalmarktkommunikation vergleichsweise eher verhalten. Prof. Dr. Henning Zülch und Maria Gebhardt geben in ihrem Beitrag ab S. 308 Handlungsempfehlungen für die Nutzung sozialer Medien im Rahmen einer effektiven Kapitalmarktkommunikation.

Ich wünsche Ihnen eine hilfreiche Lektüre dieser und der weiteren Themen dieser Ausgabe.

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